Textualismus

Als Textualismus (Englisch Textualism) wird, insbesondere im Verfassungsrecht der Vereinigten Staaten, die Denkschule bezeichnet, die eine wortgetreue Auslegung von Verfassung und Gesetzen befürwortet. Sie lehnt die Einbeziehung eines dokumentierten Entstehungsprozesses und zeitgleicher Kommentare wie z. B. die Federalist Papers (Föderalistenartikel), die bis heute als authentische Verfassungskommentare der Generation der Gründerväter gelten, ab. Strikter Textualismus kann weder dem Konservatismus noch dem Liberalismus zugerechnet werden, da er unabhängig von Ideologien nur der präzisen Textauslage treu sein soll (so lehnten in der Bundesrepublik Deutschland anfangs gerade konservative Juristen eine wortgetreue Auslegung des Satzes „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ in Artikel 3 GG ab, vgl. Gleichberechtigungsgesetz und § 175 StGB).

Bei der Handhabung des Wortlauts sind die Anhänger des Textualismus gespalten. Während die einen die Bedeutung des Wortlauts auf die Verwendung der englischen Sprache zur Zeit der Ausarbeitung beziehen, sprechen sich die anderen für eine Auslegung nach Maßgabe des Englischen aus, wie es heute verwendet wird. Textualismus wird oft fälschlicherweise mit Originalismus in Verbindung gebracht.


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